Der Kreislauf des täglichen Lebens am See

Ulrike Hertig zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen

Ulrike Hertig ist gelernte Bauingenieurin - eine Frau in einem technischen Beruf, fasziniert von Brückenkonstruktionen. Während des Studiums entdeckte sie die Umwelttechnik für sich, die Ökologie, Technik und den Menschen in ihrem Gebiet vereint. So kam es, dass Ulrike Hertig 2002 die Leitung der Entsorgungsbetriebe Konstanz und somit die eines rund 100 Mitarbeiter starken Teams übernahm. Eine verantwortungsvolle Aufgabe.

120 Liter Wasser verbrauchen wir im Durchschnitt täglich – jeder von uns. Die noch bis vor knapp 50 Jahren ungeklärt in den Bodensee fließenden Abwässer wurden dem See beinahe zum Verhängnis. In den sechziger und siebziger Jahren drohte die Eutrophierung.

Seenregionen sind aufgrund ihrer natürlichen Gegebenheiten ökologisch sensible Gebiete mit einer reichen Naturausstattung. Dies ist auch der Grund weshalb es Ulrike Hertig an den Bodensee zog: Die Natur. In ihrer täglichen Arbeit befasst sie sich mit den Themen Abfall und Wasser. Beide dieser Bereiche sind essentiell für eine Verbesserung und den Erhalt unseres Lebensumfeldes.

Dies erkannten auch die Anwohner des damals beinahe umkippenden Sees, weshalb die umliegenden Städte am Bodensee aktiv wurden und 1959 schließlich die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) gründeten. So entstand ein internationales Übereinkommen über den Schutz des Bodensees zwischen der Schweiz, Österreich und Deutschland. Ein großer Erfolg, der bis heute anhält.

Unter der ganzen Stadt Konstanz verlaufen heute Kanäle, in denen das Abwasser gesammelt wird. Die ersten Rohre dafür wurden bereits 1850 erbaut. Heute erstreckt sich in Konstanz, für viele ungeahnt, ein etwa 295 Kilometer langes, unterirdisches Netz. Dieses führt die zu reinigenden Abwässer der Kläranlage zu, für welche Ulrike Hertig als Leiterin der Entsorgungsbetriebe Konstanz unter anderem verantwortlich ist. Erst vor etwa 50 Jahren wurde die Kläranlage Konstanz in Betrieb genommen; reichlich spät, wenn man heute zurück blickt. Und doch war die Anlage in Konstanz eine der ersten!

In der Kläranlage wird das Abwasser so gereinigt, dass es wieder in den Kreislauf des Bodensees geleitet werden kann. Auch die Nachbargemeinden Reichenau, Allensbach und Kreuzlingen sind an das Konstanzer Kanalnetz angeschlossen. So ist die Anlage in Konstanz die größte Kläranlage am Bodensee. Die Mitarbeiter der EBK tragen mit ihrer Arbeit also einen wichtigen Teil dazu bei, unser Ökosystem und den Bodensee als Europas größten Trinkwasserspeicher zu erhalten.

Und die Konstanzer Kläranlage kann noch mehr:
Mit innovativer Technik gewinnen die EBK aus dem Klärschlamm die für den Betrieb der Kläranlage benötigte Energie. So entsteht hier zum Wasserkreislauf zusätzlich ein Energiekreislauf. Das bei den Klärprozessen entstehende Gas wird im Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt. Daraus decken die EBK über 60 % ihres Strom- und mehr als 80 % ihres Wärmebedarfs.

Für ihre Leistungen bekommen die EBK seit 1998 jährlich ein Umweltzertifikat ausgestellt und man spricht in Bezug auf den Gewässerschutz weit über die Grenzen hinaus von der „ökologischen Modellregion Bodenseeraum“. In ihrer Umwelterklärung, die online einsehbar ist, legen die EBK jährlich neue Ziele fest und arbeiten so stetig an einer Verbesserung – der betrieblichen Arbeit und unserer Umwelt.

Der Kreislauf des täglichen Lebens am See
Ulrike Hertig

Steckbrief

Name: Ulrike Hertig

Alter: 50

Beruf: Leiterin der Entsorgungsbetriebe Konstanz

Am Bodensee seit: 11 Jahren

Fakten

  • 1959: Gründung der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB)
  • 1966: Die Konstanzer Kläranlage geht in Betrieb
  • Der Bodensee konnte durch ganzheitliche Maßnahmen vor der Eutrophierung geschützt werden
  • Heute durchzieht ein etwa 295 km langes Rohrnetz die Stadt Konstanz
  • Das Einzugsgebiet ist grenzüberschreitend. Neben Konstanz wird auch das Abwasser der Nachbargemeinden Reichenau, Allensbach und Kreuzlingen gereinigt
  • 40 Mio Liter Abwasser reinigt die Kläranlage Konstanz täglich
  • Die Durchlaufzeit in der Anlage beträgt 24 Stunden
  • Dabei werden ca. 400 Tonnen Stickstoff und fast 5.000 Tonnen CSB (organische Belastung)abgebaut
  • Der See liefert für 4,5 Mio Menschen Trinkwasser und ist damit Europas größter Trinkwasserspeicher
  • Seit 2002 leitet mit Ulrike Hertig eine Frau die Entsorgungsbetriebe Stadt Konstanz
  • Etwa 60% des Strombedarfs der EBK kann allein aus dem Klärprozess gewonnen werden